Bombenräumung in Osnabrück - wie geht das?

In wenigen Tagen müssen erneut tausende Osnabrücker ihre Wohnungen und Häuser verlassen, damit Altlasten aus dem 2. Weltkrieg unschädlich gemacht werden können. Doch was steckt eigentlich an Vorbereitung in solch einer Evakuierungsmaßnahme? Kurz: mehr als man vermuten mag.

Achtung! Lebensgefahr - Foto: THW/Michael Schott

Für Bombenräumungen gibt es zwei Szenarien, welche sich in einem Punkt massiv unterscheiden: der Vorbereitungszeit. "Ad hoc"-Evakuierungsmaßnahmen haben einen Vorlauf von wenigen Stunden bis die ersten Häuser geräumt werden. Dies bedeutet nicht nur für die Einsatzkräfte dass sie sich schnell an die Situation anpassen müssen, sondern auch für die Evakuierten, da man bspw. nach Feierabend nicht mehr in das eigene Heim zurückkommt.

Bei "geplanten" Evakuierungsmaßnahmen können Betroffene ebenso wie Einsatzkräfte den Tag bzw. Einsatz planen. Aber wie so häufig: kein Plan ist für die Ewigkeit - vor allem wenn sich etwas an der Lage ändert.

Für geplante Maßnahmen beginnen schon Wochen im Voraus die Gespräche mit allen Beteiligten - mal in großer Runde, aber für Details auch in kleinerem Kreis bspw. vor Ort. Hierzu zählen Experten aus den beteiligten Fachbereichen der Stadt, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Energieversorger, dem Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) und natürlich auch dem Technischen Hilfswerk.

Hier gilt es die Rahmenbedingungen zu klären:

  • wie groß ist das Evakuierungsgebiet
  • welche Besonderheiten finden sich im betroffenen Gebiet? (Kleingärten / Altenheime / etc.)
  • welche Sicherungsmaßnahmen müssen vor Ort getroffen werden (bspw. durch Wasserblasen / Überseecontainer als Schutz)
  • wo liegt das Evakuierungszentrum?
  • wo befindet sich der Bereitstellungsraum?
  • wieviele Einsatzkräfte werden benötigt?
  • wieviel Verpflegung / welche Art / wo wird durch wen verpflegt?

Auf Basis dieser Informationen werden fortan die weiteren Planungen vorangetrieben. Insbesondere für uns als THW ist dabei vor allem der Part mit den Sicherungsmaßnahmen wichtig, da hier oftmals bereits mehrere Wochenenden zuvor Einheiten des THW tätig werden um beispielsweise BigBags oder Container zu transportieren und vor Ort aufzustellen.

Die Anzahl der Einsatzkräfte die wir als THW stellen müssen ist ebenfalls eine wichtige Größe: zu fast jeder Bombenräumung erhalten wir Unterstützung aus umliegenden Ortsverbänden. Dadurch, dass jeder Ortsverband seine Spezialisierungen hat, kommen von dort nicht nur Einsatzkräfte zum klingeln, sondern auch Einheiten wie der Trupp Unbemannte Luftfahrtsysteme (Tr UL) um das Einsatzgebiet aus der Luft im Blick zu halten.

Am Tage der eigentlichen Evakuierungsmaßnahme finden sich die Einsatzkräfte im Bereitstellungsraum ein. Hier werden sie anschließend durch die Einheitsführer/innen in die zugewiesenen Gebiete entsendet und gehen von Haus zu Haus um zu kontrollieren, ob jeder das Gebiet verlassen hat.

Erst wenn alle Kräfte zurück im Bereitstellungsraum sind und "Sicherheit" besteht können die Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes mit ihrer Arbeit beginnen und am Ende des Tages alle Einsatzkräfte nach Hause fahren, sowie die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadteils zurück in ihre Häuser.

In die Vorbereitungen für solche Maßnahmen fließen viele Stunden an Arbeit, damit am Ende alles möglichst reibungslos abläuft. Für uns sind Evakuierungen kein "Neuland" und so können wir von unseren Erfahrungen aus den geplanten Maßnahmen auch bei den "Ad-hoc"-Evakuierungen zehren, was sich am Ende positiv auf den Einsatzverlauf auswirkt.

Aber bis zum wirklichen Ende jeder Maßnahme gilt immer der Satz aus der Führungsausbildung: "Nichts ist veränderlicher als die Lage!"


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